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Ich werde 30 – Fiat Cinquecento

von Mark Siegenthaler, 14. Dezember 2021
aus der Serie Ich werde 30
Bild (1/14): Fiat Cinquecento (1992) – nun mit Frontmotor (© Zwischengas Archiv, 1992)

Bei japanischen Automobilen ist die historische Einordnung des Modells manchmal kompliziert, denn Baureihen, Modellnamen und Carrosserie-Varianten wurden je nach Markt oft anders zusammengewürfelt.

Der 1991 präsentierte Fiat Cinquecento hiess überall gleich. Aber die Einordnung ist auch bei ihm nicht ganz trivial. Denn er ist eigentlich nicht unbedingt der Nachfolger des historischen „Nuova 500“, der im Volksmund ja auch „Cinquecento“ hiess. Er erinnert auch optisch überhaupt nicht an den Namensgeber.

Der Cinquecento sollte eigentlich eher den 126 ablösen, der aber in Polen unterdessen noch fleissig weitergefertigt wurde. Auch der Cinquecento wurde übrigens in Polen produziert.

Wie seine Ahnen war der Cinquecento günstig und sehr kompakt. Der Motor sass aber nun nicht mehr hinten, sondern vorne. Und er hatte auch mehr als 500 Kubikzentimeter Hubraum, nämlich deren 700 (in Polen, wahlweise), 899 (sonst überall), 903 (wiederum nur in Polen) oder 1108 (Sportversion). Die konstruktiven Wurzeln der Triebwerke reichten bis in die sechziger Jahre zurück, zum Fiat 850 Coupé nämlich, aber mit Hydrostösseln, Einspritzung und Katalysator wurden sie fit für die Neunziger gemacht.

Die Basisversion des Cinquecento war sehr einfach ausgestattet. Sie hatte unlackierte Stossstangen, aber in gewissen Märkten immerhin zwei Aussenspiegel und einen Heckscheibenwischer. Bei uns beliebter war sowieso der SX, darin liess es sich dann schon recht gut leben. Auf Wunsch gab es sogar eine Klimaanlage. Wer es sportlich mochte, wählte den «Sporting» mit tiefergelegtem Fahrwerk und 1100er Motor. Hörmann und andere Tuner boten gar Turbolader an, womit ein veritabler Rennzwerg entstand. Über 200 km/h sollen möglich gewesen sein.

Zwischen 1993 und 1995 verpasste Fiat dem Cinquecento schrittweise Retuschen, die sich aber grösstenteils auf den Innenraum beschränkten. Auch ein Airbag hielt Einzug.

So wurde der Kleinwagen bis 1998 gebaut. Auf ihn folgte der sehr ähnliche Seicento, der die Zeit bis zum Erscheinen des «500» im Jahr 2007 überbrückte. Dieser war dann eben auch äusserlich wieder dem 500 der fünfziger Jahre nachempfunden und wird immer noch gebaut, seit kurzem auch als Elektroauto.

Übrigens: Auch vom Cinquecento waren von 1992 bis 1996 gut 100 Exemplare mit Elektroantrieb entstanden. Sie hiessen «elettra». Die Reichweite betrug etwa 70 km…

 
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