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Ich werde 30 – Alfa Romeo 155

von Mark Siegenthaler, 15. März 2022
aus der Serie Ich werde 30
Bild (1/13): Alfa Romeo 155 2.0 TS 8V (1992) – mit dem grösseren der beiden Twin-Spark-Vierzylindern ausgestattet (© Zwischengas Archiv, 1992)

Eine Zeitlang war es relativ einfach: Die kleinen Alfa hatten Front-, die grossen Heckantrieb. Und zwar nicht irgendeinen ordinären Heckantrieb, sondern gerne in Transaxle-Bauweise mit dem Getriebe an der Hinterachse.

Diese Philosophie geriet 1987 erstmals mit der Einführung des frontgetriebenen Alfa Romeo 164 ins Wanken und erneut Anfang 1992, als der Alfa 155 präsentiert wurde.

Der neue, ebenfalls mit Vorderradantrieb versehene Mittelklässler löste den Alfa 75 ab, was diesem in der Folge die Ehre einbrachte, unter hartgesottenen Alfisti neben dem Spider als „letzter richtiger Alfa Romeo“ gehandelt zu werden.

Gespannt waren die Insider natürlich auch, ob der 155 denn seiner Marke überhaupt noch gerecht werden konnte, denn man konnte ja lesen, dass er auf der Plattform des Fiat Tipo entstanden war. Allerdings zerstreuten erste Berichte die Bedenken – ausser den Hebeln für Blinker oder Scheibenwischer sehe man dem 155er den Fiat nicht an, schrieb etwa die ADAC Motorwelt.

Auch äusserlich knüpfte der 155 mit seiner Keilform beim Vorgänger an. Passend dazu betonte Alfa in der Werbung, dass der Alfa Romeo 155 „dem Mythos verpflichtet“ sei. Wichtig war bei einem Alfa ja auch stets das Herz, also der Motor, und die zunächst im 155 erhältlichen Triebwerke waren keine Fiat-Derivate, sondern Alfa-Konstruktionen. Erst später hielten Lancia- oder Fiat-Motoren Einzug.

Zu Beginn wie gesagt sassen waschechte Alfa-Motoren unter der Haube. Die zwei Vierzylinder-Twin-Spark-Motoren mit 129 und 144 PS und der 2,5-Liter-V6 mit 165 PS waren keine müden Burschen.

Einen drauf setzte Alfa im Herbst 1992 mit dem 155 Q4. Dieser hatte einen permanenten Allradantrieb mit drei Differenzialen und einen 2,0-Liter-16V-Vierzylinder-Turbomotor mit 190 PS aus dem Lancia Delta HF Integrale. 1993 wurde die Palette erneut erweitert, diesmal aber eher nach unten: ein kleinerer Twin-Spark-Motor sowie ein Turbodiesel wurden eingeführt.

1995 schliesslich folgte eine Modellpflege mit Kotflügelverbreiterungen und einer modifizierten Front. Ein Jahr später wurden das Interieur und die Motorenpalette erneuert. Der V6 fiel weg.

Gebaut wurde der Alfa 155 bis Anfang 1998. Der Nachfolger 156 war da schon in Produktion.

Übrigens: Die seit 2016 gebaute Giulia hat wieder Heckantrieb… Dafür hat jetzt der Stellantis-Konzern das Sagen. Die Frage nach „richtigen“ oder „nicht richtigen“ Alfas dürfte also noch etwas weiter gestellt werden – während die ersten 155er bei gutem Zustand den Veteranenstempel erhalten.

 
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