Ich werde 30 – Kia
Für einmal feiern wir hier nicht den dreissigsten Geburtstag eines bestimmten Modells, sondern den Jahrestag der Lancierung einer ganzen Automarke in der Schweiz: Am Genfer Autosalon 1994 feierte der koreanische Hersteller Kia seinen Einstand bei uns.
Die Marke gab es zwar schon lange vorher, aber bis dato waren Kias im Grunde genommen nur in Lizenz gefertigte Mazda-Modelle – und wer das wollte, konnte ja eigentlich gleich einen Mazda kaufen. Zumindest bei uns.
Die Dinge änderten sich im Herbst 1992, als der Kia Sephia erschien. Der basierte zwar immer noch auf einem Mazda – konkret auf der 323er-Stufenhecklimousine – war aber eigenständig genug, um Kia damit auch den Sprung nach Europa und in die USA zu ermöglichen. Für die Schweiz übernahm die Emil-Frey-Gruppe den Import. Sie machte Nägel mit Köpfen und zog sogleich ein Vertriebsnetz mit 40 Direkthändlern hoch.
Den Weg geebnet für die Koreaner hatte einige Jahre zuvor bereits Hyundai. Die günstigen und gut ausgestatteten Hyundai-Modelle erwiesen sich zwar nicht als ganz so zuverlässig wie die Japaner, hatten aber insgesamt bei uns keinen schlechten Start hingelegt.
Die Zeit schien also reif für einen zweiten koreanischen Hersteller. Zumal neben dem Sephia auch noch ein weiteres Modell erwartet wurde: der Kia Sportage. Er schien als geländegängiger Mini-Allradler für den CH-Markt prädestiniert. Solide genug für Schweizer Waldwege und Alpwirtschaften war er, schliesslich teilte er sich sein Chassis mit dem südkoreanischen Militärjeep. Am Genfer Salon montierten die Journalisten lediglich ein fehlendes Reduktionsgetriebe.
Das schien aber eine Fehlinformation gewesen zu sein, denn als er Ende 1994 in den Verkauf gelangte, hatte der Sportage sehr wohl ein Reduktionsgetriebe und punktete auch mit einer reichhaltigen Ausstattung. Er verkaufte sich anschliessend ziemlich gut, auch in anderen europäischen Ländern. Zwischenzeitlich wurde er sogar bei Karmann in Osnabrück montiert.
Es folgten weitere Kia-Modelle. Darunter waren eine Kurzversion des Sportage und der Pride, bei dem die Verwandtschaft zu Mazda dann wieder sehr deutlich war – es handelte sich um eine Neuauflage des Mazda 121 aus den 80er Jahren. Dazu kamen auch eine fünftürige Variante des Sephia, genannt Leo, und ein neues Topmodell namens Kia Clarus, das später vom luxuriösen Magentis abgelöst wurde.
Übrigens: Am besagten Genfer Salon 1994 zeigte sich auch noch eine weitere neue Marke aus Südkorea: SsangYong. Auch da hatte man vorab das Geländewagensegment im Visier, der SsangYong Musso wurde ab 1995 in der Schweiz verkauft. Später drängte mit Daewoo ein vierter koreanischer Hersteller auf den Schweizer Markt. «Korea auf der Überholspur» titelte die Automobil Revue im Mai 1997 passend dazu.
Daewoo ist zwar unterdessen wieder verschwunden und SsangYong versucht sein Glück unter dem Namen KGM, aber ansonsten haben sich koreanische Autos bei uns recht gut etabliert – und vielleicht reiben wir uns bald die Augen, wenn der erste Kia mit Veteranenstempel herumfährt…