Ich werde 30 – Chevrolet Camaro 4. Generation

Das Modell, das wir heute vorstellen, wird zwar heuer dreissig Jahre alt, aber dennoch dürfte es eine Weile dauern, bis es die ersten Schweizer Veteranenstempel einheimst. Denn erst 1997/98 wurde der „neue“ Camaro der vierten Generation offiziell nach Europa – und damit auch in die Schweiz – geliefert.

Fangen wir aber dennoch am Anfang an. Präsentiert worden war der „4th-Generation-Camaro“ aufs Modelljahr 1993 hin. Und er sorgte für ziemliches Aufsehen, denn optisch unterschied er sich erheblich von allen bisherigen, seit 1967 gebauten Camaro-Generationen.

Die Kanten des GM-Coupés waren vollumfänglich geglättet worden, was zwar zum Zeitgeist passte, die Camaro-Anhängerschaft aber gehörig spaltete: Einer Umfrage der US-Zeitschrift „AutoWeek“ zufolge fanden 54% der Befragten das neue Modell hässlich. Gleichzeitig äusserten die anderen 46% ein klares Wohlwollen. Neutrale oder unentschiedene Voten gab es kaum.

Chevrolet Camaro Coupé (1995)
© Copyright / Fotograf: Werk/Archiv

Jedenfalls liess der neue Camaro offenbar niemanden kalt, erst recht nicht als Z28 mit dem 5,7 Liter-V8 aus der Corvette. Wer mit etwas weniger Punch (und dafür etwas mehr Komfort) zurechtkam, konnte auch zum 3,4-Liter-V6 greifen.

Im ersten Jahr wurden dann immerhin etwa 68‘000 Exemplare verkauft. 1994 waren es dann schon doppelt so viele, und Chevrolet stellte dem Coupé eine Cabrioversion zur Seite. Sie bot noch etwas mehr Frischluft als die optional erhältlichen „T-Bar“-Dächer mit den herausnehmbaren Dachhälften beim Coupé.

Chevrolet Camaro Z28 30th anniversary (1997)
© Copyright / Fotograf: Werk/Archiv

Alle Carrosserien bestanden übrigens weitgehend aus einem Kunststoff-Verbundmaterial, nur die Motorhaube und die hinteren Kotflügel waren aus Stahlblech.

1996 wurde der 3,4-Liter-V6 durch eine 3,8-Liter-Version ersetzt und den Z28 gab es neu auch als „SS“ (für „Super Sport“).

Chevrolet Camaro SS (1996)
© Copyright / Fotograf: Werk/Archiv

Auf das Modelljahr 1998 hin erhielt der Camaro dann ein Facelift – zu erkennen unter anderem an den neuen, grossflächig verglasten Scheinwerfern und dem grösseren Lufteinlass.

Das war dann auch gleich eine gute Gelegenheit für GM, den Export nach Europa anzukurbeln. Vereinzelt dürften es zwar auch schon einige Vor-Facelift-Camaros auf den alten Kontinent geschafft haben, aber so richtig los ging es dann bei uns eben mit der modernisierten Version zum Genfer Autosalon 1998.

Wichtigster Markt blieb aber naturgemäss die USA, wenngleich es dort tendenziell abwärts ging mit den Verkäufen. 2001 – im vorletzten Produktionsjahr – erreichten sie einen Tiefpunkt. Dennoch konzentrierte sich Chevrolet darauf, noch ein würdiges 35-Jahre-Camaro-Jubiläumsmodell bereitzustellen. Der Coup ging auf: Im letzten Produktionsjahr 2002 kam es nochmal zu einem kleinen Camaro-Boom. Dann war endgültig Schluss.

Chevrolet Camaro SS 35th anniversary (2002)
© Copyright / Fotograf: Werk/Archiv

Die vierte Camaro-Generation erhielt vorerst keinen Nachfolger. Erst 2009 besann sich GM auf das Muscle/Pony-Car-Genre zurück und lancierte das Modell wieder neu. Dann aber wieder richtig mit Ecken und Kanten…