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OTM Fribourg 2018 - wenn Teile mehr sind als das Ganze (Rückblick)

von Bruno von Rotz, 11. April 2018
Bild (1/6): Blick in die Halle 1 - OTM Fribourg 2018 (© Bruno von Rotz, 2018)

Dass Oldtimerbesitzer besser unterwegs sind, wenn sie sich gegenseitig helfen und Teile miteinander tauschen, erkannten findige Leute in der Schweiz schon vor vielen Jahrzehnten. Mit dem Oldtimer- und Teilemarkt institutionalisierte Theo Rais im Jahr 1976 in Burgdorf ein auf diesen Zweck ausgelegtes Treffen, das sich seither in der Jahresagenda vieler Schweizer Oldtimerfans einen festen Platz gesichert hat. Via Bern gelangte die Veranstaltung schliesslich nach Fribourg, wo sie seit vielen Jahren jeweils im März ihre Tore öffnet, so auch wieder am Wochenende des 24. und 25. März 2018.

Frühlingswetter zum Messebeginn

Richtig Glück hatten die OTM-Organisatoren mit dem Wetter. Der Samstag lockte mit Frühlingstemperaturen zur Anreise im Oldtimer, für die allerdings in Fribourg keine privilegierten Parkplätze bereitgestellt werden, was sicherlich für manchen Oldimer-Fan ein Dämpfer ist. Zudem ärgerten sich viele Besucher über das doch sehr umständliche Park- und Bustransport-Konzept.

Verkaufs-Oldtimer der unterschiedlichsten Marken und Bauweisen - OTM Fribourg 2018
© Copyright / Fotograf: Bruno von Rotz

Mehr Autos als in anderen Jahren


Wer sich dann bis zu den Hallen durchgeschlagen hatte, der stiess auf ein durchaus eindrückliches Fahrzeugangebot, geprägt vom 70-Jahre-Volkswagen-in-der-Schweiz-Thema und der umfangreichen Fahrzeugpräsentation des “Veteran Car Club Romand”.

Aber auch die Händler stellten attraktive Fahrzeuge auf ihre Stände. So sah man etwa ein herrliches weisses Porsche 911 Cabriolet zu attraktiven Konditionen bei der Touring Garage, einen rennmässig daherkommenden Alfa Romeo Giulia Sprint GT Veloce bei Stalder & Moser, einen Jaguar XJS bei Dönni Classic Cars oder rassige Engländer bei British Inter Cars.

Die Autowelt Bachmann zeigte ein schönes VW Karmann Ghia Coupé des Typs 34 und einen Audi Quattro, Tanner natürlich einen Porsche 356, das Pantheon zwei Minis.

Die beobachteten Preise wirkten teilweise attraktiv, teilweise doch schon sehr selbstbewusst. Aber auch dies dürfte wohl ein Spiegelbild des aktuellen Markts sein.

Ford Oldtimer mit Hot-Rod-Potential - OTM Fribourg 2018
© Copyright / Fotograf: Bruno von Rotz

Als in der Schweiz noch Autos montiert wurden

Weitgehend unkommerziell ging es im oberen Stock bei der Club-Show zu. Einmal mehr war natürlich die Präsentation des Swiss Car Register, dies sich 2018 der Montage Suisse des GM-Konzerns widmete, der erste Anziehungspunkt. So wurden vier Opel, vom Vorkriegskadett bis zum Manta gezeigt. Wer sich etwas Zeit nahm, konnte sogar mit der stolzen Besitzerin des weissen Manta 1.6 S ein paar Worte wechseln und so erfahren, dass dieses Auto bis heute im Familienbesitz geblieben ist.

Zwischen 1936 und 1975 entstanden in Biel 265’893 Opel, 29’805 Vauxhall, 26’858 Chevrolet, 2796 Buick, 1644 Oldsmobile, 1556 Ranger (eine Schweizer Besonderheit), 1152 Pontiac und 60 La Salle. Durch die lokale Produktion konnten auch typisch schweizerische Bedürfnisse (starke Motorisierungen, hochstehende Ausstattungsversionen) ermöglicht werden und so entstand in Biel manches Auto, das es so nur in der Schweiz gab.

Wenn ein Käfer nicht unbedingt original sein muss - OTM Fribourg 2018
© Copyright / Fotograf: Bruno von Rotz

Auf dem Stand des SMVC konnte man all dies und noch viel mehr erfahren, ein Besuch der sich lohnte.

Rennsport im Lande des Rundstreckenverbots


Bekanntlich sind in der Schweiz Rundstreckenrennen seit dem tragischen Le-Mans-Unfall im Jahr 1955 verboten. Dies hinderte hiesige Rennfahrernaturen nicht daran, im Motorsport erfolgreich zu sein oder ganze Sammlungen von Rennwagen aufzubauen.

Im Entré der Messe konnten drei Formel-1-Boliden gezeigt werden, unweit davon machte ein Formel V und ein Aston Martin DB4 GT Zagato Werbung für den kommenden Grand Prix Suisse in Bern. Auf diversen Ständen, u.a. bei Horag, fanden sich weitere Einsitzer, in der Ferrari-Präsentation der Club-Show konnte ein Ferrari 512 M bewundert werden.

Alpine-Renault A110 (1972) - zusammen mit der neuen Alpine (OTM Fribourg 2018)
© Copyright / Fotograf: Bruno von Rotz

Farbige Club-Präsentationen


Einmal mehr legten sich die Clubs in Fribourg wieder mächtig ins Zeug, um ihre geliebten Fahrzeuge in einem würdigen Rahmen zu präsentieren.

Da wurden aufwändige Holzkulissen zusammengenagelt oder eine ganze Bar aus VW-Bus- und Käferteilen aufgestellt.

Den Volvo Amazon stellte man in die passende Garage, für den Renault 4CV besorgte man einen Plätteli-Boden. An Phantasie mangelt es den Clubs sicherlich nicht, allerdings zeigten sich primär welschschweizer Clubs in Fribourg, während die deutschschweizerisch dominierten Vereine vermutlich auf Luzern warten.

Panhard Dyna und Saab 96 in der Ausstellung des Veteran Club Romands - OTM Fribourg 2018
© Copyright / Fotograf: Bruno von Rotz

Lokaler geworden?


Wer mit Händlern und Standinhabern sprach, hörte immer wieder ähnliche Kommentare. Die Messe scheint an Ausstrahlungskraft in die Deutschschweiz verloren zu haben, der Anteil der französisch-sprechenden Besucher schien überproportional gewachsen zu sein, dies bei vermutlich rückläufigen Besucherzahlen überhaupt.

So war denn der eine oder Aussteller schon etwas enttäuscht über das überschaubare Interesse an seinen Produkten. Gerade für Deutschschweizer ist der Aufwand, für drei Tage nach Fribourg zu kommen und ihre Ware dahin zu verfrachten, durchaus beträchtlich. Dies muss sich am Ende des Tages natürlich auch rechnen. Einige, die man sonst jedes Jahr gesehen haben, waren 2018 nicht mehr vor Ort, einige, die darauf angesprochen wurden, sind sich nicht sicher, ob sie den diesjährigen “Effort” im nächsten Jahr in gleicher Art wiederholen werden.

Die (vermutlich ungefähr 12 bis 15’000) Besucher aber wurden sicherlich bestens unterhalten, denn die Aussteller legten sich mächtig ins Zeug, ihre Produkte zu erklären und zu vermarkten.

 
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