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Ich werde 50 - VW K70

von Mark Siegenthaler, 17. September 2020
aus der Serie Ich werde 50
Bild (1/9): Volkswagen K70 (1971) - Familienwagen (© Zwischengas Archiv)

Volkswagen sind mehr oder weniger rund und haben den Motor hinten. Diese Aussage war bis im September 1970 zutreffend. Dann wurde der VW K70 lanciert, der gleich mehrere VW-Tabus brach: Er hatte eine sehr eckige Carrosserie und der Motor und der Antrieb befanden sich vorne. Als ob dies nicht schon genug wäre, war das Triebwerk auch noch wassergekühlt.

Die Erklärung: Der VW K70 war aber ursprünglich gar kein VW, sondern von NSU entwickelt worden. Die NSU Motorenwerke AG wurden 1969 der VW-Tochter Audi einverleibt. Der K70 war damals schon fertig entwickelt. Ein Verkauf als Audi machte aber für den Mittelklassewagen wenig Sinn, denn Audi hatte da schon den ähnlich konzipierten Audi 100 im Programm. Also wurde der K70 eben ein Volkswagen.

Grundsätzlich hatte der K70 Einiges zu bieten: Rundumsicht und Platzangebot waren hervorragend (letzteres wäre bei der nie realisierten Kombiversion noch besser gewesen) und die Technik war auch fortschrittlich. Stichworte sind unter anderem innenliegende Scheibenbremsen vorne, eine ideale Gewichtsverteilung auf der Vorderachse dank «zweistöckiger» Motor-Getriebe-Anordnung oder eine Schräglenkerhinterachse mit Hilfsrahmen. Auch die gute Ausstattung durfte sich sehen lassen.

Der grosse Erfolg blieb dem K70 während der 5-jährigen Bauzeit trotzdem verwehrt. Es sind gut 211'000 Stück entstanden – im Vergleich zu 827'000 Audi 100 C1 oder über einer Million Opel Rekord D nimmt sich diese Zahl bescheiden aus.

Zu Beginn dürften einige Kinderkrankheiten die Kauflust geschmälert haben, VW besserte aber laufend nach. Ein weiterer Grund für den ausgebliebenen Grosserfolg mag daher auch der marketingtechnische Spagat gewesen sein, den VW damals machen musste. Einerseits verteidigte man in Wolfsburg immer noch die traditionelle VW-Bauweise mit luftgekühltem Heckmotor, die zwar veraltet aber eben immer noch weitherum beliebt war, gleichzeitig sollten die VW-Verkäufer aber auch die Vorzüge des K70 preisen, der ja genau in die Gegenrichtung ging. Und im Modellprogramm auch alleine auf weiter Flur stand, im Gegensatz zu Golf/Scirocco/Passat, die später mehr oder weniger gemeinsam den Weg in die Zukunft antreten konnten.

Wie auch immer: Der K70 war schon zu seiner Zeit kein Massenauto und heute erst recht selten. Wünschen wir Ihm alles Gute zum Fünfzigsten…

 
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