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Ich werde 50 – Renault 15/17

von Mark Siegenthaler, 22. September 2021
aus der Serie Ich werde 50
Bild (1/20): Renault 15 TL (1971) – Nun mit asymmetrische Motorhaube (© Zwischengas Archiv, 2021)

Früher wurden ja alle Renault-Modelle mit Zahlen bezeichnet. Wir machten uns damals einen Sport daraus, zu überlegen, ob tatsächlich alle Zahlen je mal belegt worden sind. 4 und 5 sind ja legendär. Der 6 war der viereckige, 7 der «Siete» für Spanien. Dann 8,9,10,11,12… alles klar. 14, 16 und 18 auch. Aber 15 und 17? Da mussten wir einen Moment lang überlegen. Ach ja: Das seltsame Coupé. Irgendwie cool, aber ultrarar…

Jedenfalls wird das bei vielen in Vergessenheit geratene «ungerade» Duo dieses Jahr fünfzig Jahre alt. Die Carrosserieform mit ihrem Schrägheck könnte insbesondere beim 15er als «Kombicoupé» bezeichnet werden. Die Sparvariante war zwar auch sportlich, aber mit der normalen B-Säule noch vergleichsweise konventionell designt.

Der 17er dagegen hob sich optisch deutlich vom 15er ab. Vorne gab es Doppelscheinwerfer und die Seitenlinie bestach mit einem ausgefallenen Designmerkmal: Die B-Säule fehlte, die C-Säule war dafür sehr breit und beherbergte ein dreieckiges, durch Lamellen verborgenes Fenster.

Unter dem Blech steckte bei beiden Modellen im Grundsatz Renault-12-Technik mit Motoren, die entweder auch vom Renault 12 oder aber vom Renault 16 stammten. Der kleine hatte 1,3 Liter, der grössere 1,6 Liter Hubraum.

Den Renault 17 gab es nur mit dem 1600er, der im TS gar mit einer Benzineinspritzung versehen wurde. Eine D-Jetronic war damals sehr aussergewöhnlich in dieser Fahrzeugklasse und sorgte für 108 PS und satte 180 km/h Spitze.

1974 wurde das neue Topmodell Renault 17 Gordini lanciert. 1976 gab es dann verschiedene Retuschen, sowohl an der Aussenhaut als auch an der Motorenauswahl. Die Benzineinspritzung im TS musste wieder Doppelvergasern weichen.

Die beiden Renaults waren bei uns schon zu ihrer Zeit selten. Dabei waren sie immerhin 8 Jahre lang produziert worden, bis 1979. Auch die Stückzahlen sind gar nicht so tief wie gedacht: vom 15er waren fast 210'000, vom 17er immerhin 95'000 Exemplare entstanden. Manches Konkurrenzmodell erreichte nicht viel höhere Werte. Aber eben – es ist wie bei vielen anderen Renaults: (fast) niemand hebt sie auf. Den 15er noch weniger als den 17er. Dass beide im Zeitraffer rosteten und wenig Prestige versprühten, half auch nicht.

Jedenfalls wäre man heute mit einem der beiden aussergewöhnlichen Coupés der Blickfang auf jedem Treffen... Das gilt übrigens auch für den Nachfolger, der mit der Zahlen-Tradition seit langem wieder mal brach: der Fuego.

 
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