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Ich werde 50 – Morris Marina

von Mark Siegenthaler, 24. November 2021
aus der Serie Ich werde 50
Bild (1/10): Morris Marina Saloon (1971) – teilte sich die vorderen Türen mit dem Coupé (© Zwischengas Archiv, 2021)

Natürlich waren Käfer, Kadett & Co. damals im Strassenbild viel verbreiteter. Aber dennoch begegnete man gelegentlich einem Morris Marina. Diese Autos sahen ja gar nicht so uncool aus. Bemerkenswert war indes nicht das Äussere des Marina, sondern das, was darunter steckte, nämlich Technik aus längst vergangenen Zeiten. Aber der Reihe nach.

In den Sechzigerjahren ging es bekanntlich drunter und drüber in der britischen Automobilindustrie. 1968 fusionierten British Motor Holdings, Rover und Leyland Motors auf Druck der britischen Regierung zur British Leyland Motors Corporation. In der Folge musste diese versuchen, mit neuen Modellen gegen Ford und Vauxhall (GM) zu bestehen. Und das bitte schön rasch und ohne Budget für Neuentwicklungen.

Das naheliegendste Rezept in so einem Fall: Man verpacke möglichst viel bestehende Technik in ein neues Blechkleid. In einer Entwicklungszeit von nur gerade anderthalb Jahren entstand der neue Morris Marina mit technischen Komponenten, die bis zum 1948 lancierten Morris Minor zurückreichten.

1971 begann die Produktion. Es gab den Marina entweder als zweitüriges Coupé oder als viertürige Limousine, wobei das Coupé aus Kostengründen dieselben vorderen Türen wie die Limousine erhielt. Es sah somit weniger sportlich aus als ursprünglich geplant und war daher auch preislich unterhalb des „Saloons“ angesetzt. 1972 wurde auch ein Kombi nachgereicht.

1975 erhielt der Marina ein kleines Facelift, das sich unter anderem in einem geänderten Kühlergrill und einem neuen Interieur manifestierte. So wurde er dann bis 1980 weitergebaut. Auf seiner Basis entstand der Morris Ital, der bis 1984 produziert wurde. Danach waren nicht nur mit Marina und Co., sondern gleich auch die Marke Morris am Ende. Die Reputation hatte zu stark gelitten und Hecktriebler brauchte auch keiner mehr.

Viele lästern rückblickend über den Marina und regelmässig schafft er es auch in die Listen der „worst cars ever built“, also der schlechtesten je produzierten Autos. Gründe gab es viele: Billige Entwicklung, veraltete Technik, schlechte Qualität, Rostprobleme et cetera. Aber so schlecht fanden ihn die Leute damals wohl doch nicht, denn immerhin konnten 807‘000 Exemplare verkauft werden, zusammen mit dem Ital beläuft sich diese Ziffer gar auf 1,2 Millionen. Wenige sollen überlebt haben. Irgendwie wäre es doch schön, zu seinem „Fünfzigsten“ wieder mal einen zu sehen…

 
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