Ich werde 50 - DAF 66
Im Januar präsentieren wir ein Automobil, das hierzulande oft ein wenig belächelt worden ist: den DAF 66. Vielleicht galt der Spott auch eher seinen Insassen, denn wer ein so kleines Auto mit serienmässigem Automatikgetriebe fuhr, musste gemäss landläufigem Vorurteil entweder Rentner oder sonst wie fahrerisch unbegabt sein... Naja, sonst würde man ja selbst schalten.
Dabei war der neue DAF, der vor gut 50 Jahren erstmals ausgeliefert wurde, gar nicht so unsportlich. Er hatte zwar wie seine Vorgänger eine stufenlose Variomatic, diese war aber neu konstruiert worden und «frass» weniger Leistung. Zudem gab es eine neue, gemäss Werbung «rennerprobte» DeDion-Hinterachse und eine eher straffe Federung. Sogar die Automobil Revue musste zugeben: «Es darf festgestellt werden, dass der Daf 66 gerade im hügeligen Gelände flinker geworden ist». Zudem hatte der italienische Designer Michelotti den holländischen Kleinwagen ja auch recht flott verpackt.
DAF fertigte den 66 als Limousine, Coupé und Kombi - stets mit zwei Seitentüren. Die Ausstattungslinien hiessen «de Luxe», «Super Luxe» und «Marathon». Der Motor wurde bei allen Varianten von Renault zugeliefert. Zunächst hatte er 1100 ccm Hubraum, beim Marathon wurden es ab Herbst 1973 sogar 1300 ccm - mit den Nebelscheinwerfern und den seitlichen Zierstreifen sah der dann schon richtig schnell aus.
A propos schnell: Der DAF 66 erreichte bekanntlich rückwärts dieselbe Geschwindigkeit wie vorwärts, was die Holländer wie schon mit den früheren DAF-Modellen zu rasanten Rückwärtsrennen verleitete. Aber auch vorwärts wurde der DAF bisweilen in Wettkämpfen eingesetzt, etwa im Rallyesport.
Trotz aller Anstrengungen: DAF hatte es als Familienunternehmen weiterhin schwer, gegen die anderen, viel grösseren Autohersteller zu bestehen und verkaufte seine Automobilsparte 1975 an Volvo. Der schwedische Konzern hatte bisher keine Kleinwagen im Angebot und konnte dank der DAF-Übernahme sein Modellprogramm nach unten abrunden. Zudem profitierte Volvo vom Produktionsstandort Holland, das im Gegensatz zu Schweden im europäischen Wirtschaftsraum lag.
Der DAF 66 wurde zum Volvo 66 umgestrickt und erhielt dabei auch einige Retuschen, darunter grössere Stossstangen. Die Coupé-Variante entfiel.
So wurde der 66 noch bis 1980 weiterproduziert. Da war der designierte Nachfolger Volvo 343/345 schon längst auf dem Markt.
Nun feiert der DAF 66 also seinen Fünfzigsten, und kaum mehr ein Passant dürfte ihn ob seiner Konstruktion auslachen. Sowieso sind automatische Kraftübertragungen heute auch in der Kleinwagenklasse gang und gäbe. Vielleicht war der DAF ja einfach auch ein halbes Jahrhundert zu früh am Start...