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Ich werde 50 – Chrysler 160/180

von Mark Siegenthaler, 22. Juli 2021
aus der Serie Ich werde 50
Bild (1/9): Chrysler 180 (1970) - Das Äussere wurde massgeblich von der Rootes Gruppe designed (© Zwischengas Archiv, 1970)

Eigentlich war der neue Chrysler 160/180 schon im Herbst 1970 lanciert worden. Aber bis er seinen Weg (notabene von Frankreich, nicht von den USA) zu uns fand, dauerte es noch ein Weilchen. Jedenfalls startete Chrysler die Verkaufsoffensive im Frühjahr 1971 mit dem Slogan: „Jetzt ist er da!“. Wer die Inserate weiter studierte, erfuhr, dass es sich um einen luxuriösen Wagen mit Chrysler-Komfort handelte, der aber trotzdem ein echter Europäer sei. In anderen Ländern texteten die Werber gar „An American from Paris“.

Was nicht in der Werbung stand, aber trotzdem eine Rolle spielte: Mit dem 160/180 hatte Chrysler versucht, seine britische Tochter Rootes und seinen französischen Ableger Simca endlich einmal zur Zusammenarbeit zu bewegen. Vorher hatten die beiden Autobauer ja kaum Synergien genutzt und sich mit ihren Modellen gar gegenseitig konkurrenziert.

Die Zusammenarbeit gestaltete sich indes auch beim 160/180 etwas eigenartig. Die Briten waren massgeblich zuständig für das Äussere und bedienten sich dazu bei ihrem „C-Car“ Projekt. Die Simca-Leute sollten sich um Interieur und Technik kümmern, während ihr zuvor parallel entwickelter Simca 929 eingestampft wurde. Dafür wurde den Briten der Einsatz ihres schönen Sechszylinders verwehrt, für dessen Entwicklung sie schon 30 Millionen Pfund ausgegeben hatten.

Ob das alles aufgehen würde? Auf den ersten Blick schien die britische C-Car-Hülle gar nicht so schlecht zur Marke Chrysler zu passen, denn das Design der Limousine zeigte sichtbar amerikanische Einflüsse. Aber der Erfolg blieb trotzdem aus. Da waren zum einen Verarbeitungsmängel wie schlecht schliessende Türen und dergleichen. Zum anderen galt das Auto weder in England noch in Frankreich als „einheimisch“ und wurde stattdessen mit einem gewissen Argwohn betrachtet.

Auch in anderen Ländern wusste man offenbar nicht so recht, wohin man die Koproduktion tun sollte. Die Verkäufe dümpelten vor sich hin und auch die Modellpflege war unambitioniert. Immerhin: 1973 wurde die Palette nach oben mit dem „2-Litre“ ergänzt, der ausschliesslich mit Automatikgetriebe zu haben war. So ausgerüstet und mit Vinyldach versehen war das ein durchaus schicker Wagen.

Für ein Auto, das allgemein als Misserfolg gilt, wurde der 160/180/2-Litre erstaunlich lange produziert. Erst 1981 war Schluss. So schlecht kann der „American“ aus Paris also nicht gewesen sein. Man bedenke: Bei seinem Nachfolger, dem Talbot Tagora, zogen die Manager schon nach zwei Jahren die Handbremse…

 
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