Jetzt nichts mehr verpassen:
Das Oldtimermagazin der Schweiz

Ich werde 50 – Austin Allegro

von Mark Siegenthaler, 26. Mai 2023
Bild (1/14): Austin Allegro 1500 Super DeLuxe 4-door (1973) (© Werk/Archiv, 2023)

Es hat wohl kaum ein Auto Zeit seines Lebens so viel Negativpresse erhalten wie der Austin Allegro. Es hörte auch Jahre nach seinem Produktionsende nicht auf: 2008 wurde der Austin Allegro von den britischen Autofahrern mit grossem Abstand als „schlechtestes Auto aller Zeiten“ gewählt.

Als der Allegro im Mai 1973 lanciert wurde, war Grossbritannien aber noch nicht grundsätzlich kritisch eingestellt. Er erhielt sogar etwas Lob, vor allem bezüglich des technischen Fortschritts gegenüber den früheren 1100/1300er Modellen des BMC-Konzerns. So hatte der Allegro z.B. eine spezielle „Hydragas“-Federung.

Austin Allegro 1500 Special 4-door (1973)
© Copyright / Fotograf: Werk/Archiv

Das Design des Allegro war zwar etwas gewöhnungsbedürftig und wurde bisweilen als „aufgeblasen“ betitelt, aber so schlecht war es dann wohl auch nicht, denn der „Telegraph“ bezeichnete es als „zweifellos etwas vom vielversprechendsten, was die britische Industrie bisher produziert hat“.

Einige Journalisten hätten sich zwar etwas mehr Leistung und einen tieferen Preis gewünscht und die Tester nervten sich über das viereckige „Quartic“-Steuerrad. Aber ansonsten war die Insel bezüglich des Allegro guter Dinge.

Austin Allegro (1973) – Steuerrad
© Copyright / Fotograf: Werk/Archiv

Mit dem neuen Austin ging es dann aber rasch bergab. Qualitätsmängel umfassten z.B. herausfallende Heckscheiben oder Nässe im Innenraum. Zudem verlor der Allegro auch gerne die Räder, weil die Werkstätten die Radlager falsch anzogen.

Der Umgang der Konzernleitung mit gewissen Schwachpunkten sorgte für Stirnrunzeln. So riet sie den Händlern, an drei Punkten im Kofferraum Löcher zu bohren, damit eindringendes Wasser wieder hinausfliessen konnte...

Dabei wäre der Allegro eigentlich eher als hochstehendes Modell vorgesehen gewesen, im Gegensatz zum zeitgleich entwickelten, bedeutend konservativeren Morris Marina. Es gab ihn sogar als „Vanden Plas“ mit markanterem Kühlergrill, Ledersitzen und Walnuss-Armaturenbrett. Die Italiener fertigten ihn als „Innocenti Regent“, aber nur für kurze Zeit.

Vanden Plas 1500
© Copyright / Fotograf: Werk/Archiv

1975 besserte Austin den Allegro in einigen Punkten nach, so bekam er etwa ein rundes Steuerrad und mehr Fussraum im Fond. Kurz vor diesem Upgrade zum „Allegro 2“ war neu auch eine Kombiversion erschienen. Diese fiel ebenso wie die Limousine durch ihr eigenwilliges Design auf.

Austin Allegro Kombi und Limousine
© Copyright / Fotograf: Werk/Archiv

1980 folgte der „Allegro 3“ mit einigen optischen Retuschen, darunter vordere Doppelscheinwerfer für gewisse Modellvarianten. Ausserhalb Grossbritanniens waren diese schon vorher erhältlich gewesen.

In den Achtziger Jahren war aber die Nachfrage schon am Boden. Auch seinen Bonus der technischen Fortschrittlichkeit hatte der Allegro unterdessen eingebüsst: Die Konkurrenz hatte ihn mit Vauxhall Viva (Opel Kadett) und Ford Escort III überholt. 1983 wurde er vom Austin Maestro abgelöst.

Austin Allegro 3 HLS (1980)
© Copyright / Fotograf: Werk/Archiv

Nun, da der Allegro fünfzig Jahre alt wird, darf man den wenigen Überlebenden seiner Spezies vielleicht wieder mit etwas mehr Wohlwollen gegenübertreten. Jedenfalls gab der „Telegraph“ kürzlich zu, der Allegro sei gar kein so schlechter Klassiker und stellte auch seine eingefleischte Fangemeinde vor… So miserabel kann er also nicht gewesen sein, der Allegro.

 
Alles über Oldtimer, Youngtimer und historischen Motorsport