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Ich werde 30 – Bugatti EB110

von Mark Siegenthaler, 27. Januar 2022
aus der Serie Ich werde 30
Bild (1/9): Bugatti EB110 GT (1992) – in Bugatti-typischem Blauton (© Zwischengas Archiv, 1992)

Man las ja in den letzten Jahren immer wieder etwa von verschwindenden Automarken. Aber es gab auch Fälle, bei denen eine wieder auftauchte. Am 15. September 1991 nämlich wurde der staunenden Öffentlichkeit ein neuer Supersportwagen namens «Bugatti» vorgestellt. Da horchten die Leute natürlich auf. Es hatte ja seit den fünfziger Jahren kein Auto mit diesem Namen mehr gegeben.

Des Rätsels Lösung: der Finanzmakler Romano Artioli hatte 1987 die Namensrechte an Bugatti erworben mit dem Ziel, unter diesem klingenden Namen Supersportwagen herzustellen, der Bugatti EB 110 war das erste neue Modell.

Die Produktion begann zwar erst 1992 (und daher feiern wir auch erst jetzt den «Dreissigsten»), aber die vorgezogene Präsentation im Vorjahr hatte einen handfesten Grund: Der 15. September 1991 markierte den 110. Geburtstag des früheren Firmeninhabers und Namensgebers Ettore Bugatti. Der Modellname EB110 setzte sich aus diesem Geburtstag und Bugattis Initialen zusammen. Hergestellt wurde der Supersportler aber nicht etwa am früheren Firmensitz in elsässischen Molsheim, sondern unweit von Modena in Italien.

Der EB110 sah aufregend aus und kostete auch eine hübsche Stange Geld. Die kolportierten knapp 700’000 DM oder 565'000 Franken pro Auto sollten die astronomischen Entwicklungskosten wieder reinspielen.

Für ihr Geld erhielten Michael Schuhmacher und andere Kunden aber zweifelsohne ein exklusives Fahrzeug. Der EB110 galt mit seinem permanenten Allradantrieb auch als einer der fahrsichersten Sportwagen der damaligen Zeit. Weitere Besonderheiten betrafen das Kohlefaser-Monocoque-Chassis und den V12 Motor mit vier Turboladern.

Das «Basismodell» war der EB110 GT. Später wurde ihm eine leichtere, aber stärkere SS-Variante zur Seite gestellt. Diese schaffte eine Höchstgeschwindigkeit von 351 km/h und galt damit bei der Lancierung als schnellstes Serienauto der Welt.

Dummerweise schlidderten gleichzeitig mehrere Zielmärkte in eine Rezession und 1995 kam das rasche Ende: Das Unternehmen von Romano Artioli musste Konkurs anmelden. Der Nürnberger Kleinserienhersteller Jochen Dauer kaufte 1997 die Konkursmasse auf und baute später noch etwa fünf weitere EB110. Da sich Volkswagen die Namensrechte an Bugatti gesichert hatte, hiessen die Autos «Dauer EB110».

Von den Bugatti EB110 sind insgesamt rund 130 Stück gefertigt worden. Die ersten dürfen nun einen Veteranenstempel bekommen – sicherlich eine verdiente Ehre.

 
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