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Die spektakulären Fahrzeuge des Grafen de Wurstemberger alias Hervé im Pantheon (Vorschau/Rückblick)

von Bruno von Rotz, 20. Januar 2015
Bild (1/6): Aston Martin DB1 (1950) - neben einem Avions Voisin - Pantheon-Sonderausstellung 'Hervé' (© Bruno von Rotz, 2015)

Er war ein Auto-Enthusiast erster Güte, der Compte Jacques de Wurstemberger, geboren im Jahr 1917. Im Alter von 20 Jahren machte er seinen Führerschein, sein erstes Auto war ein MG TA. Um das Jahr 1947 herum bestritt er sein erstes Autorennen und wählte dafür das Pseudonym "Hervé". Und wie kam er darauf? Er wählte einfach zwei Buchstaben aus seinem Namen "R" und "W" und verband sie mit wohlklingender französischsprachiger Phonetik. Um konkurrenzfähig zu sein, kaufte er sich den Rennwagen, der schon dem Engländer Norman Black einige Erfolge gesichert hatten. Es handelte sich um einen MG K3, sozusagen ein damaliges Evolutionsmodell der braven MG Roadsters, ausgerüstet mit allen Attributen der Vorkriegszeit, die einen Wagen schnell machten, also Kompressortechnik, Wilson-Vorwählgetriebe und riesige Trommelbremsen. Dieser Wagen ist typisch für Hervé, verkörpert er doch das technisch Machbare und die Feinheiten der Ingenieurdisziplin.

Für den eigenen Gebrauch

Der Graf de Wurstemberger war begütert und so konnte er sich fabrikneue Sportwagen kaufen, von denen andere nur träumen durften. Und er behielt sie - mit wenigen Ausnahmen - ein Leben lang, ohne sie zu restaurieren. So kaufte Hervé u.a. auch je einen AC Ace und einen AC Aceca ab Werk, genauso wie einen Aston Martin DB1.

'Hervé'-Ausstellung im Pantheon Basel - ein letzter Blick in die Ausstellung, bevor man den Schneckengang des Pantheons nach unten unter die die Beine nimmt
© Copyright / Fotograf: Bruno von Rotz

Einige Wagen mussten irgendwann ihren Platz räumen, so der Jaguar XK 120 oder den HWM, mit dem er Rennen fuhr.

Sammlung Hervé unterwegs

Stephan Musfeld vom Pantheon Basel pflegt seit Jahren eine gute Beziehung mit der "Fondation Hervé" und so gelang es ihm schliesslich die Stiftungsverantwortlichen davon zu überzeugen, die Fahrzeuge über den Winter für einmal in Basel/Muttenz, statt hinter den während der kalten Monate normalerweise verschlossenen Türen des Museums der Fondation Hervé aufzustellen.

Sammler-Ikonen im Schneckengang

Und die Fahrzeuge kommen im Pantheon sehr schön zur Geltung, Rund 30 Fahrzeuge sind es und sie beweisen den guten Geschmack des Conaisseurs de Wurstemberger. Unter den Exponaten sind frühere Alltagsautos des Grafen genauso zu finden wie ausserordentlich seltene Fahrzeuge aus kleinen Manufakturen wie den Wagen von Avions Voisin.

Avions Voisin C25 Aérodyne (1935) - imposantestes Exponat aus der umfanreichen Avions-Voisin-Kollektion Hervés - Pantheon-Sonderausstellung 'Hervé'
© Copyright / Fotograf: Bruno von Rotz

Sie gelten inzwischen zu den gesuchtesten Sammlerfahrzeugen, aber in ihrer Zeit wurden sie viel und weit gefahren. So soll einer der ausgestellten Avions Voisin über eine Million Kilometer zurückgelegt haben.

Gemeinsam an den meisten ausgestellten Modellen ist die Aluminium-Karosserie, der Schiebermotor und das elektromagnetisch-mechanische Getriebe, das sechs Übersetzungen zur Verfügung stellte.

Originalzustand

Was die Hervé-Fahrzeuge besonders macht, ist die Tatsache, dass die meisten Wagen nie restauriert werden mussten. Wann hat man schon zum letzten Mal einen unrestaurierten und trotzdem gut erhaltenen AC Ace gesehen? Oder gar einen MG K3? Für Originalitätsfanatiker sind diese Wagen sensationell, denn sie lassen Rückschlüsse zu, wie und mit welchem Materialien damals gebaut wurde.

AC Aceca (1962) - nie restauriert, mit der Patina von über 50 Jahren Gebrauch - Pantheon-Sonderausstellung 'Hervé'
© Copyright / Fotograf: Bruno von Rotz

Natürlich mussten einige der Wagen, die de Wustemberger über die Jahre bereits in gebrauchtem Zustand gekauft hat, eine Restaurierung über sich ergehen lassen, auf Originalitätstreue wurde aber auch dann grosses Gewicht gelegt.

Noch bis zum 6. April 2015

Runde sechs Monate dauert die Sonderausstellung mit den Fahrzeugen von Hervé, noch länger macht der Ausstellungskatalog, den man sich für günstige 10 Franken im Pantheon kaufen kann und der die Geschichte Hervés und der ausgestellten Fahrzeuge beschreibt.

Weitere Informationen und die Öffnungszeiten finden sich auf der Website des Pantheon Basel. Dieser Bericht wurde ebenfalls auf zwischengas.com publiziert mit vielen weiteren Fotos der Ausstellungsstücke und Hervé-Fahrzeuge.

 
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